...Christian Bögelmanns Fotografien von Objekten verweisen einerseits auf die Tradition des Ready Made von Marcel Duchamp, der sich bereits um 1915 fragte, ob man Dinge machen könne, die keine Kunst sind. Sein 1917 beim Salon des Independants eingereichtes Urinoir mit der Signatur „R. Mutt“ erweiterte den Begriff dessen, was Kunst sei, und stellte Fragen nach dem künstlerisch handgemachten Original. Konzept und Idee sind seitdem ebenfalls Gesichtspunkte, die den Begriff „Kunst“ mitprägen.
Indem Christian Bögelmann die Dinge ebenso entfunktionalisiert darstellt als auch in einem unklar definierten Raum abbildet, stellt er Fragen nach der authentischen Wahrheit, die sie vermitteln. Das Licht auf den Bildern wirkt wie von Flutscheinwerfern, alles ist in eine künstliche Atmosphäre getaucht. Die Fotografien tragen Titel wie „Fort“, „Playhouse“ oder auch „Wheel“. Insofern bezeichnen sie dasjenige, was wir sehen: ein Spielhaus oder auch ein Rad. Ihre Titel implizieren eine angewandte Funktion, das Abbild vermittelt aber vielmehr ideelle Inhalte. Eigentlich Spielzeuge für Kinder, nun aber in eine unheimliche Atmosphäre getaucht, charakterisieren die Fotografien einen abgründigen Beigeschmack.
Ebenso das Objekt „ohne Titel“, das mehr noch als die Fotografien in der Tradition der Duchampschen Ready Mades steht. Das großformatige Gestell dient eigentlich der Aufhängung von Schaukeln, die aber nun fehlen. Einerseits rückt die Ästhetik des Designs des Objekts in den Vordergrund, andererseits vermittelt die Arbeit eine eigenartige Leere, die verstört.
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Meike Behm - Kunsthalle Lingen
o.T.
Christian Bögelmann
Das Klettergerüst steht seltsam verloren auf der Wiese vor dem Kloster.
Das Objekt wirkt befremdlich perfekt, unnahbar. An dem Gerüst fehlen
Gebrauchsspuren, der Maßstab ist verkleinert. Die Konstruktion aus
dünnen Holzstäben macht es als Modell kenntlich.
Der Widerspruch zwischen harmlosen Spielplatz und Befremdung durch die
Künstlichkeit des scheinbar Vertrautem prägt auch die übrigen Arbeiten
Christian Bögelmanns. In seinen Bildern sind immer wieder Spielplätze
und Klettergerüste zu sehen. Mal steckt es schief in einer Sanddüne, mal
wellt sich der Sand wie ein Ozean. Wie auf weiter See verlassen wirken
diese Orte. Das Spiel ist abwesend. Das Licht scheint von
Flutscheinwerfern auszugehen. Untergründig schleicht sich eine
unheimliche Stimmung ein. Das kindliche Sujet weckt plötzlich einen
subtilen Horror. Ist es die Nacht eines Films, eines freudschen Traums
oder zeigt das Bild die nächtliche Überwachung eines verwaisten
öffentlichen Platzes?
Der schwarze Raum dieser Bilder ist ein imaginärer Raum, der leere
mathematische Raum der Computerprogramme. In diesem virtuellen Raum
entstehen die Orte Christian Bögelmanns mit 3D-Zeichen-Programmen. Am
Ende der aufwendigen Konstruktion entstehen beeindruckende Bilder
künstlicher Orte, die mit dem kollektiven Gedächtnis verknüpft zu
sein scheinen.
Dr. Marcel Schumacher -
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Münster